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Gerechtigkeit

Wortformen: gerecht, rechtens

Synonyme

Gesellschaftlich: Gerechtsein, Fairness, Objektivität, Unbestechlichkeit, Unparteilichkeit, Unvoreingenommenheit, Vorurteilslosigkeit

Staatlich: Gerichtsbarkeit, Justiz, Rechtsprechung, Rechtspflege

Fachwörter (staatlich): Jurisdiktion, Judikative

Englisch: justice (Justiz, Recht), equity (Billigkeit, Fairness, Dividenden), fairness (Fairness, Angemessenheit, Ehrlichkeit), justness (Richtigkeit) 


Wortherkunft

Aus mittelhochdeutsch „gerehtikeit“ (12. Jh.); substantiviert und abgeleitet aus dem althochdeutschen Adjektiv „gireht“ (8. Jh.) = „gerade, aufrecht, richtig, rein“

Quelle: stark gekürzte Fassung aus https://www.dwds.de/wb/Gerechtigkeit#et-1 (8/2017)


Definition

Gerechtigkeit ist ein Prinzip eines gesellschaftlichen und/oder staatlichen Verhaltens, bei dem jedem Mensch sein persönliches Recht in gleicher Weise gewährt bzw. zugebilligt werden soll.


Beschreibung

Gerechtigkeit ist der optimale Zustand eines sozialen Miteinanders, bei dem stets ein fairer Ausgleich (Balance) aller Interessen, Vergütungen sowie Chancen hergestellt wird.

Ein Sinn (Bewusstsein und Herstellung) für Gerechtigkeit einer einzelnen Person oder einer Gruppe von Menschen geht einher mit bestimmten Normen und Werten (Handlungsnormen, Rechtsnormen). Dies schafft im besten Fall Rituale, welche ein gerechtes Miteinander erzeugen und dauerhaft etablieren können.

Eine absolute Gerechtigkeit ist kaum herstellbar, da die Wertvorstellungen (Gewichtungen) – über die parteilichen Parameter – den o.a. Ausgleich, wegen unterschiedlicher subjektiven Wahrnehmungen und Sichtweisen, erschwert. Dennoch ist das Streben nach größtmöglicher Gerechtigkeit immer mehr im Vordergrund von kulturellen Wertesystemen – vor allem in der westlichen Welt. Insbesondere das Grundgesetz der Bundesrepublik Deutschland legt Wert auf Gerechtigkeit in vielen Bereichen des Zusammenlebens.

Auch weltweit wird Gerechtigkeit zunehmend als ein Grundwert (Grundnorm) deklariert – im Bereich der Ethik, den kontinentalen Sozialwissenschaften und der nationalen Gesetzgebung.

Platon definierte Gerechtigkeit als innere Einstellung und stelle eine der sog. Kardinaltugenden dar, welche das Verhältnis von „Begehren“, „Mut“ und „Vernunft“ in Einklang bringt.

Die Globalisierung lässt die Menschheit ein neues Bewusstsein erlangen, da die wesentlichen Herausforderungen (Klimawandel, Wachstum der Menschheit, Knappheit der Ressourcen, Wirtschaftskrisen, Finanzkrisen, Terror, etc.) alle Menschen betreffen und demnach Gerechtigkeit nicht alleine auf nationaler Ebene hergestellt werden kann.

Im Wahlkampf in Deutschland zur Bundestagswahl 2017 ist Gerechtigkeit einer der zentralen Begrifflichkeiten – insbesondere des SPD Spitzenkandidaten Martin Schulz (*20.12.1955).

Traditionsgemäß fordern die Liberalen Gerechtigkeit in Verbindung mit Freiheit und die Linken Parteien „soziale Gerechtigkeit“ vor allem in Bezug auf mehr finanzielle Gleichbehandlung bei Einkommen und Vermögensverteilung.

Das vielfach vorkommende Suffix „-gerecht“ drückt eine Angemessenheit bzw. das Erfüllen von bestimmten Bedingungen (auch Wertvorstellungen, Wertmaßstäbe) aus, z.B. „zeit-, art-, mund-, umwelt-, regel-, behinderten-, markt-, standard-, vertragsgerecht“.


Zitate

„Wer der Gerechtigkeit folgen will durch dick und dünn, muß lange Stiefel haben.“

Wilhelm Busch (1832-1908), dt. Schriftsteller, Maler u. Zeichner

„Die Schwächsten sind der Maßstab für die Gerechtigkeit.“

Margot Käßmann (*1958), evangelisch-lutherische Theologin & Pastorin. Quelle: PHOENIX, Kamingespräch

„Selbst der Gerechte wird ungerecht, wenn er selbstgerecht wird.“

Rudolf Hagelstange (1912-84), dt. Schriftsteller

„Der Pfad der Gerechten ist wie das Licht am Morgen.“

Altes Testament

„Der Mensch kann nicht in einem einzelnen Lebensbereich recht tun, während er in irgend einem anderen unrecht tut. Das Leben ist ein unteilbares Ganzes.“

Mahatma Gandhi (1869-1948), indischer Rechtsanwalt, Führer der indischen Befreiungsbewegung

„Die Gerechtigkeit ist nichts anderes als die Nächstenliebe des Weisen.“

Gottfried Wilhelm Leibniz (1646-1716), bedeutender deutscher Mathematiker, Physiker, Philosoph, Sprachwissenschaftler und Historiker. Quelle: »Werke«, 1764


In den Medien

Was ist Gerechtigkeit?

Veröffentlicht am 11.05.2014 vom YouTube-Kanal „Mesh Collective“

Die Richterin Seyda Emek erklärt, was Gerechtigkeit bedeutet und warum sie so wichtig ist für eine funktionierende Demokratie.

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Literatur

Gerechtigkeit: Eine philosophische Einführung

Taschenbuch – 13. Februar 2015 von Otfried Höffe (Autor)

Diese kulturen- und epochenübergreifende Einführung in Begriff und Geschichte der Gerechtigkeit reicht von der Frühzeit des Menschen bis in das heutige Zeitalter der Globalisierung. Höffes historisch und systematisch kompetente Darlegung behandelt einen zentralen Grundsatz des menschlichen Zusammenlebens. Otfried Höffe ist o. Professor für Philosophie und Leiter der Forschungsstelle Politische Philosophie an der Universität Tübingen. 

Theorien der Gerechtigkeit: Eine Einführung

Taschenbuch – 26. Oktober 2011 von Felix Heidenreich (Autor)

Gerechtigkeit ist ein Schlüsselbegriff der Politischen Theorie, der Moralphilosophie und der Rechtsphilosophie. Anhand ausgewählter Theoretiker führt der Band systematisch in die Geschichte dieses zentralen Begriffes ein und verweist zur Veranschaulichung auf prägende Denkbilder und literarische Szenen. So erweist sich die tragische Situation Antigones im Lichte der verschiedenen Positionen als Ausgangspunkt zahlreicher möglicher Deutungen. Ein systematischer Ausblick rekonstruiert aktuelle Debatten und veranschaulicht die Aktualität klassischer Positionen.


Letzte Änderung: 15.10.2018

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