Glaube

Wortformen: glauben, Glauben, gläubig, Gläubiger, glaubhaft, glaublich, unglaublich, glaubwürdig

Hinweis: Dieser Begriff ist kein Wert, sondern ein begriffliches Wertesystem, dem wir konkrete Werte zugeordnet haben:

Beispielhaft zugeordnete Werte

Integrität, Treue, Glaubwürdigkeit, Zuversicht, hoffnungsvoll, Vertrauen, idealistisch, Hingabe, Toleranz Zuneigung, Verlässlichkeit, Optimismus, Nächstenliebe, SPIRITUALITÄT, traditionell

Synonyme

Vertrauen, Zuversicht, Überzeugung, Bekenntnis, Ergebenheit, Arglosigkeit innere Gewissheit von Gott, religiöse Überzeugung

Ähnlich (zusätzliche Bedeutung): Urvertrauen, Lehre, Glauben, Gläubigkeit, Meinung, Überzeugung, Gottesfürchtigkeit, Gottvertrauen, Religiosität, Religion, Konfession, Kirche, religiöse Weltanschauung

Englisch: faith, belief (Überzeugung, Glaubenslehre), religion (Religion, Kult), credence, creed (Bekenntnis)

Wortherkunft (Etymologie)

glauben (Verb): „annehmen, vermuten, für wahr halten, eine religiöse Überzeugung haben“, aus althochdeutsch „gilouben“ (8. Jh.) = „für lieb halten, gutheißen“, mittelhochdeutsch „g(e)louben“, altsächsisch „gilōƀian“; verwandt mit „altenglisch „gelēfan, gelīefan“ und mit anderem Präfix „belȳfan, belēfan“; englisch „to believe“, gotisch „galaubjan“ ist ein Präfixverb mit Ablaut zu dem unter „lieb“ behandelten Adjektiv im Sinne von „lieb halten, lieb nennen“; wohl bereits in vorchristlicher Zeit bezieht sich das Verb auf das vertrauensvolle Verhältnis zwischen Mensch und heidnischem Gott (vgl. Wissmann Älteste Postverbalia (1938) 40), so dass es in der gotischen, angelsächsischen und althochdeutschen Missionssprache für griechisch „pisté͞uein“ bzw. lateinisch „crēdere“ = „(ver)trauen, glauben, für wahr halten“ eintreten und das Verhältnis des Menschen zum Christengott ausdrücken kann. Vor oder neben der religiösen Verwendung darf wohl ein Gebrauch im Sinne von „sich auf einen Menschen verlassen, ihm vertrauen“ (vgl. altenglisch „gelīefan“ = „jemandem vertrauen, sich auf jemanden verlassen“, Beowulf) angenommen werden. Aus „jemandem vertrauen in bezug auf die Wahrheit seiner Aussage“ entwickelt sich „etwas für wahr halten“, dann auch „für möglich halten, vermuten, meinen“ (bereits althochdeutsch). Aus der indogermanischen Wurzel „*leubh“ gingen auch die präfigierten deutschen Wörter „geloben, verloben, erlauben, Urlaub und Gelöbnis“ hervor.
Glaube (m.) auch Glauben (seit dem 15. Jh. mit -n aus den flektierten Kasus), „Vertrauen, Zuversicht, innere Gewissheit von Gott, religiöse Überzeugung, Bekenntnis“, althochdeutsch „gilouba“ (f.) und „giloubo“ (m.) (beide 8. Jh.), altenglisch „gelēafa“ (m.), engl. „belief“.

Quelle: https://www.dwds.de/wb/Glaube#etymwb-1 (leicht verkürzt und optimiert)

* vgl. https://www.dwds.de/wb/etymwb/lieb

Definition

Das bekennende Fürwahrhalten von Vorstellungen, Erscheinungen und Überzeugungen, ohne jeglichen Beweis zu benötigen.

Beschreibung

Glaube besteht oft aus optimistisch und vertrauensvoll beteuerten Vorurteilen, welche aus intendiertem Wissen bestehen, das wissenschaftlich nicht bewiesen ist.

Das Glauben an sich steht in enger Verbindung mit intrinsisch motivierten subjektiven Wertvorstellungen und ist deswegen ein wertesystemisch gewichtiges Wertesystem.

Der Begriff „Glaube“ ist ein vielschichtiges Konzept, das in den Geistes- und Sozialwissenschaften vielfach untersucht wurde. Im engeren Sinne bezieht sich der Glaube auf willfährige Überzeugungen oder der Annahme von höheren Mächten oder Gottheiten. Glaube kann auch im mentalen Sinne, als Vertrauen oder Überzeugung in etwas, das nicht unmittelbar sichtbar oder beweisbar ist, verstanden werden.

Ein Glaube ist sowohl individuell als auch kollektiv und kann soziale, kulturelle, psychologische und philosophische Dimensionen haben. Er beeinflusst unsere Werte, Normen, Handlungen und Wahrnehmungen.

Während der Glaube oft als unerschütterlich und fest verankert betrachtet wird, kann er sich im Laufe des Lebens eines Individuums oder im Laufe der Geschichte einer Gemeinschaft weiterentwickeln und verändern.

Glaube gehört nach einer biblischen Überlieferung zu den sogenannten Kardinaltugenden*:

„Nun aber bleiben, Glaube, Hoffnung, Liebe, diese drei, am größten jedoch unter ihnen ist die Liebe.“

Paulus, 1 Kor 13,13

* siehe im Artikel „Tugenden“ den Abschnitt „Kardinaltugend

Aus einem festen Glauben können sich sogenannte „selbsterfüllende Prophezeiungen“ manifestieren.

Da in der Geschichte der Menschheit aufgrund von verbreitetem Glauben an verführerische jedoch destruktive Idealisten, Religionsführer und Sekten unmenschliche, zerstörerische und/oder dümmliche Katastrophen passierten, ist es wichtig, die ethische Gesinnung von allen scheinbar bewundernswerten Protagonisten genau zu prüfen.

Glaube ist ein starkes Gefühl, und er kann uns helfen, schwierige Zeiten zu überstehen und stimmige Entscheidungen zu treffen.

Psychologische Vorteile

Der Glaube, sei es in religiösem, spirituellem oder allgemeinerem Sinne, stiftet mehrere psychologische Vorteile.

Sinn und Zweck

Glaube kann Individuen ein Gefühl von Sinn und Zweck im Leben geben. Dies kann helfen, Lebensereignisse und -herausforderungen in einen größeren Kontext zu stellen und ihnen Bedeutung zuzuweisen.

Bewältigung von Stress und Trauma

Viele Menschen greifen auf ihren Glauben zurück, um schwierige Zeiten zu überstehen. Religiöse oder spirituelle Praktiken wie Gebet, Meditation oder das Lesen heiliger Schriften können Trost bieten und dazu beitragen, Stress abzubauen.

Gemeinschaft und Zugehörigkeit

Glaube kann Menschen das Gefühl geben, Teil einer größeren Gemeinschaft zu sein. Dieses Gefühl der Zugehörigkeit kann das individuelle Wohlbefinden steigern und Einsamkeit reduzieren.

Moralischer Kompass

Der Glaube bietet oft ethische und moralische Richtlinien, die den Menschen helfen können, zwischen richtig und falsch zu unterscheiden und entsprechend zu handeln.

Hoffnung und Optimismus

Glaube kann Menschen Hoffnung geben, insbesondere in unsicheren oder herausfordernden Zeiten. Dieser Optimismus kann dazu beitragen, Resilienz aufzubauen und die allgemeine Lebenszufriedenheit zu erhöhen.

Gesundheitliche Vorteile

Einige Studien haben gezeigt, dass religiöse und spirituelle Praktiken positive Auswirkungen auf die Gesundheit haben können, wie z.B. eine Reduzierung von Angst und Depression, einen niedrigeren Blutdruck und eine verbesserte Immunfunktion.

Umgang mit Sterblichkeit

Der Glaube kann helfen, Ängste vor dem Tod zu mindern und ein Verständnis für das Leben nach dem Tod oder für die Unsterblichkeit der Seele zu bieten.

Persönliches Wachstum

Für viele Menschen kann der Glaube ein Mittel zur Selbstreflexion und zur persönlichen Entwicklung sein, indem er sie dazu anregt, über größere Fragen des Lebens und über ihre Rolle im Universum nachzudenken.

Glaubenssätze

Glaubenssätze sind Überzeugungen oder Annahmen, die wir über uns selbst, andere Menschen, unsere Umwelt und die Welt im Allgemeinen haben. Sie entstehen oft in der Kindheit und werden durch unsere Erfahrungen, Erziehung, Ausbildung, Kultur und sozialen Interaktionen geprägt. Glaubenssätze können positiv (konstruktiv) oder negativ (destruktiv) sein und beeinflussen, wie wir die Welt wahrnehmen, auf sie reagieren und Entscheidungen treffen.

Vorteile von Glaubenssätzen:

  1. Orientierung und Struktur: Glaubenssätze geben uns ein Rahmenwerk, um die Welt zu verstehen. Sie helfen uns, Muster zu erkennen und Vorhersagen über zukünftige Ereignisse zu treffen.
  2. Selbstvertrauen und Motivation: Positive Glaubenssätze wie „Ich kann Herausforderungen bewältigen“ oder „Ich bin es wert, geliebt zu werden“, können das Selbstwertgefühl stärken und als Motivation dienen.
  3. Handlungsleitfaden: Sie bieten uns wertebasierte Richtlinien für unser Verhalten und unsere Entscheidungsfindung.
  4. Soziale Zugehörigkeit: Gemeinsame Glaubenssätze können ein Gefühl der Zugehörigkeit zu einer Gruppe oder Gemeinschaft fördern.

Nachteile von Glaubenssätzen:

  1. Einschränkung und Voreingenommenheit: Negative oder einschränkende Glaubenssätze können unser Potenzial begrenzen. Zum Beispiel kann der Glaube „Ich bin nicht gut genug“ zu Selbstzweifeln und in Folge zu verminderter Leistung führen.
  2. Fehlinterpretation der Realität: Starre oder übergeneralisierte Glaubenssätze können uns daran hindern, die Realität objektiv zu sehen, was zu Fehlurteilen oder Missverständnissen führen kann.
  3. Widerstand gegen Veränderung: Wenn wir zu sehr an unseren Glaubenssätzen festhalten, können wir neuen Informationen oder Erfahrungen widerstehen, die diesen Glaubenssätzen widersprechen.
  4. Konflikte: Unterschiedliche oder gegensätzliche Glaubenssätze können zu Missverständnissen, Spannungen oder Konflikten zwischen Individuen oder Gruppen führen.

Glaubenssätze sind nicht unveränderlich. Mit Bewusstsein, Reflexion und gezielten Übungen können sie hinterfragt und geändert werden, besonders wenn sie sich als einschränkend oder schädlich erweisen. Das Erkennen und Überarbeiten von Glaubenssätzen kann ein zentrales Element in vielen Therapie- und Coachingansätzen sein.

Glaubensmodelle

Prinzipiell ist jedes Wertesystem auch ein Glaubensmodell, sofern es sich dabei um subjektive bzw. ideelle Werte handelt.

Glaubensmodelle sind strukturierte Systeme oder Rahmenwerke von Überzeugungen, die bestimmen, wie ein Individuum die Welt interpretiert und begreift. Sie beeinflussen die Wahrnehmung, Interpretation und Reaktion auf Informationen oder Ereignisse. Glaubensmodelle können auf kulturellen, religiösen, philosophischen oder wissenschaftlichen Grundlagen beruhen.

Beispiele für Glaubensmodelle:

Weltreligionen

Jede der großen Weltreligionen, wie das Christentum, der Islam, der Buddhismus usw., stellt ein Glaubensmodell dar. Jede dieser Religionen bietet eine Interpretation der Welt, des Lebenssinns, des Ursprungs der Menschheit und des Schicksals nach dem Tod. Zum Beispiel glauben Christen an die Lehren der Bibel, die Dreifaltigkeit und das Leben nach dem Tod, während Buddhisten an den Vier Edlen Wahrheiten und den Achtfachen Pfad glauben.

Wissenschaftliche Modelle

In der Wissenschaft gibt es Glaubensmodelle, die bestimmen, wie Phänomene interpretiert oder erklärt werden. Ein Beispiel dafür ist das heliozentrische Modell des Sonnensystems, bei dem die Sonne im Mittelpunkt steht und die Planeten sich um sie herum bewegen. Dieses Modell ersetzte das ältere geozentrische Modell, bei dem die Erde als Zentrum des Universums gesehen wurde.

Wirtschaftliche Ideologien

Kapitalismus und Sozialismus sind Beispiele für wirtschaftliche Glaubensmodelle. Während der Kapitalismus auf den Prinzipien des freien Marktes und des individuellen Unternehmertums basiert, betont der Sozialismus die Gemeinwohlorientierung und eine größere Rolle des Staates in der Wirtschaft.

Fazit

Glaubensmodelle sind nicht unbedingt „richtig“ oder „falsch“, sondern bieten lediglich verschiedene Perspektiven oder Interpretationen der Welt. Das, was in einem psychologischen, sozialen, kulturellen oder historischen Kontext als gültiges oder nützliches Glaubensmodell angesehen wird, kann sich im Laufe der Zeit aufgrund neuer Erkenntnisse ändern.

Zitate

„Glaube an das, was dich größer macht als deine Angst.“

Paulo Coelho (* 1947)

„Der Glaube ist nicht das Wissen, sondern der feste Entschluss, etwas zu tun.“

Albert Schweitzer

„Glaube an dich selbst und an alles, wozu du fähig bist. Wisse, dass es etwas in dir gibt, das größer ist als jede Herausforderung.“

Christian D. Larson

„Glaube kann Berge versetzen.“

Biblische Redewendung (Matthäus 17:20)

„Glaube ist nicht blinde Annahme – Glaube ist Vertrauen mit Sicht.“

Corrie ten Boom (1892–1983); niederländische Christin und Judenretterin

„Glaube an dich selbst und an das, wofür dein Herz brennt. Folge deinen Träumen und lass dich nicht von Zweifeln abhalten.“

Unbekannt

„Glaube ist der Anfang von allem. Ohne Glaube gibt es keine Hoffnung, keine Liebe, keine Veränderung.“

Unbekannt

„Glaube an das, was du noch nicht sehen kannst, und du wirst es sehen, wenn du daran glaubst.“

Joel Osteen

„Glaube ist die Gewissheit dessen, was man hofft, und das Erkennen dessen, was man nicht sieht.“

Biblischer Vers (Hebräer 11:1)

„Glaube an das Gute in der Welt, selbst wenn du es nicht sehen kannst. Glaube daran, dass jede kleine Handlung einen Unterschied machen kann.“

Unbekannt

„Glaube ist ein unsichtbares Band, das die Menschen verbindet und ihnen Hoffnung schenkt.“

Unbekannt

„Der Glaube ist ein Flügel, der die Seele trägt.“

Michelangelo

„Der Glaube ist ein heller Stern in dunklen Zeiten.“

Martin Luther King jr. (1929–1968)

„Glaube ist die Kraft, die uns ermöglicht, das uns den Weg weist, wenn alles um uns herum dunkel ist.

Unbekannt

„Der Glaube ist der Schlüssel, der die Tür zum Unmöglichen öffnet.“

Unbekannt

In den Medien

Glaube A-Z | Thema: Woran glaubst Du? | 3sat (2015)

Neu veröffentlicht vom YouTube-Kanal „WERTELAND“ am 11.10.2023

Ein filmischer Beitrag zum besseren Verständnis und zur Verständigung zwischen den Religionen. Denn nichts trennt oder vereint Menschen so sehr wie ihr Glaube.
Von A wie Allah über M wie Meditation und P wie Paradies bis Z wie Zeichen führt die episodische Dokumentation „Glaube A – Z“ durch das Alphabet des Glaubens: 26 Geschichten rund um das, woran Menschen seit Jahrtausenden glauben, woran sie manchmal auch verzweifeln.
Aber auch verborgene Welten, neue Sichtweisen oder sehr eigenwillige Auffassungen gehören in das Glaubensalphabet. „O“ wie Odin beschäftigt sich beispielsweise mit den sogenannten „neuen Heiden“, die alte germanische Götter verehren und europaweit immer mehr Zulauf bekommen.
Außerdem nähert sich der Film dem Göttlichen auch mathematisch: Ein Wissenschaftler demonstriert den Gottesbeweis mithilfe von mathematischen Formeln. Dass es Gott gibt, wird er schlicht und ergreifend vorrechnen. Daneben kommen Menschen ganz unterschiedlicher Religionen und Überzeugungen zu Wort.

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Letzte Bearbeitung am 10.10.2023

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